Chis&MaiMais!

"Das du solche Angst hattest, wusste ich nicht.", entschuldigte sich der Junge.
Jedenfalls war das seine Art, sich zu entschuldigen.
Er würde sich nämlich nie Richtig bei jemandem entschuligen.
Dafür war sich der Frechdachs zu fein.
"Alles okay?", fragte er ihre Brüste.

Freya versuchte aufzustehen. Doch ihre Beine waren noch zu wackelig von dem Schock, also plumpste sie wieder vor dem anderen hin.
"J-ja... denke schon...", stotterte sie und schniefte.
Das war wirklich ein Schock gewesen. Sie konnte sich gar nicht richtig beruhigen.

Behutsam hob er sie erneut hoch und setzte sie auf einen Stein.
Er hockte sich neben sie und malte mit dem Finger einen Smiley in den Sand.
"Weißt du, irgendwann werde ich mal bis zur Oberfläche schwimmen und ein menschliches Mädchen küssen. Ich will es einfach mal ausprobieren..."
Warum er grade jetzt damit herausplatzte wusste er nicht, doch er atte den Drang etwas zu sagen.

"Aha... süße Idee...", flüsterte Freya und rieb sich den Kopf.
Langsam ging es ihr besser. Der erste Schock war überwunden, also konnte sie jetzt wieder normal reden. Aber daran, ihn anzubrüllen, dachte sie nicht.
"Meine Mutter war menschlich...", erklärte sie nebenbei.

"Achja? Dann musst du sie mir mal vortellen.", krakeelte der Junge und stopfte sich einen weiteren kleinen Fisch in den Mund.
"Lecker!" Er gähnte ungeniert und streckte sich, doch dann legte er sich einfach platt auf den Meeresboden und ließ den Aufgewirbelten Sand um ihn herumschweben.
"Am Liebsten mag ich ja Clownsfische. Und Muscheln." Schmatzend schlürfte er aus einer Muschel den Inhalt hinaus, spuckte eine rosane Perle in seine Hand und reichte diese Freya.
"Hier. Die ist fast so schön wie du."

Entsetzt starrte sie Yun an. Mit angewidertem Gesicht drehte sie sich weg. "Das ist gemein!", klagte sie und sah die Perle traurig an. Das Kompliment war ja nett, aber dahinter steckte sicherlich nichts Gutes. Und dafür musste eine kleine Muschel sterben. Diese schwamm jetzt als Brei in Yuns Magen herum. "Was haben dir die kleinen Fische denn getan? Ess doch lieber Wale oder so..." Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

Verwundert schaute Yun das Mädchen an.
"Was ist denn los? ", fragte er verwirrt. "Ich wollte dir doch nur eine Freude machen... Ich dachte ihr Mädchen steht auf Glitzerzeugs..."
Er war es gewohnt, sich einfach einen Fisch oder eine Muschel zu schnappen und in den Mund zu stopfen.
Er wusste nicht, was falsch daran war.
"Ich bin übrigens in einer Walfamilie aufgewachsen.", informierte er sie beleidigt.
Ja, tatsächlich: Er schmollte.

"Äh... ja, Perlen sind schön. Aber das davor war... weniger schön." Freya sah die leere Muschelschale traurig an. Armes, kleines Ding.
Beim letzten Satz musste sie schlucken. Was das sein Ernst?
"W-wal... fa-milie?", stotterte sie und sah zu Boden. Sie musste schnell von diesem Typen weg. Wer weiß was sonst passieren könnte. Dem würde sie wirklich alles zutrauen.

Yun seufzte genervt.
"Wie soll man denn sonst an die Perlen kommen?"
Missmutig verschränkte er die Arme vor der Brust.
"Ich weiß gar nicht, wieso du so Schiss vor Walen hast. Die sind voll die sanften Wesen!... Oder so."
Plötzlich hatte er eine Idee...
Eine Idee, die ihm sehr gut gefiel.
Freya aber wahrscheinlich weniger.
Deshalb war er nett und wählte die mildere Version.
Er erhob erneut die Stimme zu leisem Walgesang, der bald darauf etwas piepsig erwiedert wurde.
"Ich werde dich jetzt mal mit ihnen vertraut machen."
Ein 'kleines' Walbaby erschien.

"N-nein, lass das b-bitte...", krächzte Freya und faltete erneut ihre Hände. Oh nein! Nicht schon wieder. Was würde jetzt wohl kommen. Wieder kamen ungemein viele Tränchen aus ihren blauen Augen, die sich langsam röteten. Doch es war zu spät! Der Was-auch-immer fing an eine unheimliche Melodie zu singen und prompt erschien ein riesiges, graues Wesen aus der Schlucht. Freya plumpste vom Stein, dummerweise direkt auf Yun, und zitterte dieses große Ding an. Es war echt unheimlich groß! Doch das Exemplar unten in der Schlucht war größer.

"Du bist ein Idiot!", schimpfte Yun wütend.
"Dieser Wal ist grade mal so groß wie du, der tut dir nie im Leben was!!"
Er strich dem Babywal über die Haut und lächelte.
ER LÄCHELTE!
"Diese Frauen. Ich werd sie nie verstehen!"
Fröhlich sprang er auf den Rücken des Zwergwals(ka obs die gibt xD) und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

"Ich hab trotzdem Angst...", schluchzte Freya. Sie rappelte sich schlotternd auf und ihr Blick blieb an dem Unterwasserriesen haften. So gut es ging, versuchte sie Schrittchen für Schrittchen zurückzuschwimmen und betete, dass Yun sie lassen würde.
"I-ich..." Sie wusste nicht weiter und schwamm immer schneller weg. Bitte, lass mich einfach wegschwimmen. betete sie.

"Bitte warte!", rief Yun etwas hilflos. "Ich schick ihn auch weg, aber bitte komm zurück!"
Er wollte jetzt wirklich nicht alleine gelassen werden...
Er flüsterte dem Tier erneut etwas ins Ohr und sprang mit einem Satz von seinem Rücken.
Der Wal verschwand wieder in der Schlucht und Yun sah Freya traurig und mit hängenden Schultern hinterher.

Freya sah sich langsam um. Der Wal schwamm tatsächlich weg.
Was wollte der Typ überhaupt von ihr? Sein Verhalten war absolut abnormal!
"...Was soll das eigentlich...?", piepste Freya in seine Richtung und hielt an.
Er, ein mit Walen kommunizierender Schluchten-lieber, war die Art von Person, die Freya meiden wollte. Aber was sollte man machen. "Macht dir das Spaß oder wie?"

"Ich hör jetzt auf! Bitte geh jetzt nicht weg..." Er senkte den Blick.
"Ich wollte nur, dass du keine Angst mehr vor ihnen hast..."
Er setzte seinen schuldbewussten Blick auf, doch hinter seinem Rücken verkreuzte er die Finger.
Was Freya natürlich nicht sehen konnte...

"Äh...", antwortete Freya nur und hob eine Augenbraue. Was sollte denn jetzt die Masche? Sollte sie das im Ernst glauben? Sie verschränkt die Arme und schwamm zu dem Etwas zurück. "Soll ich dir das echt glauben? So wie du mich da runtergeschubst hast!", meckerte sie und sah Yun beleidigt an.

Er grinste vorsichtig.
"Ich dachte, du machst bloß Schau..."
Er malte mit dem Fuß einen Kreis in den Sand un biss sich auf die Lippen.
"Sorry..."
Oh ja, Yun war ein ausgezeichneter Schauspieler...

"Schon ok...", flüsterte Freya misstrauisch.
Verarsche? Sie setzte sich wieder auf einen Stein. "Bei sowas mach ich nicht nur Schau", murrte sie und sah verträumt in den Sand. Sie saß direkt neben Yun. Die Tatsache machte ihr zwar ein bisschen Angst, aber was sollte er schon großartig machen. Doch als sie an die große Schlucht dachte und daran, wie er sie reingeschubst hatte, wurde ihr doch wieder mulmig. Wie naiv war sie eigentlich?!

Yun beschloss einfach, eine Weile betrübt auf den Boden zu starren.
Vielleicht auch noch nen trüben Blick oder ein paar Tränen in den Augen, und schon würde sie ihm glauben.
Gedacht, getan.
Er ließ seine Hände noch ein bisschen zittern und tat so, als würde er den Kopf wegdrehen, damit sie sein Gesicht nicht sehen konnte.
Innerlich prustend vor Lachen, war er äußerlich einfach ein geknickter Junge, der ein unglaublich schlechtes Gewissen hatte.

"Hör auf damit. Bitte... ich bin die, die weinen sollte.", meckerte Freya und starrte ebenfalls zu Boden. Was sollte man in so einer dämlichen Situation schon sagen? Sie beschloss also einfach mitzumachen und sich ihr Misstrauen nicht anmerken zu lassen. Vielleicht würde es ja klappen. "Lass es bitte."

Yun schaute sie mit großen Unschuldsaugen an
"Wieso denn? Außerdem hast du schon geweint. Sehr viel."
Yun schniefte bedrückt und stand auf.
"Du kannst mich nicht leiden...", stellte er fest und seufzte theatralisch.
"Naja..."

"Nur nochmal zur Erinnerung: du hast mich eben in einen tiefschwarzen Abgrund mit fetten Riesenwalen geschubst, obwohl ich dir sagte, dass ich davor riesige Angst habe.", sagte Freya kühl und seufzte genervt. "Da ist das doch normal." Mürrisch verschränkte sie die Arme und sah ihn bitterernst an.

Das traf Yun jetzt wirklich.
Sein Blick verfinsterte sich und seine Mundwinkel rutschten nach unten.
Er ballte die Hand zu einer Faust.
"Wenn das so ist."
Er drehte sich um.
"Tut mir Led, dich gestört zu haben."

"Passt schon...", antwortete Freya nur knapp. Na, wenn er gehen wollte, war ihr das nur recht. Der war eh komisch. Auf eine seltsame Art und Weise nett, aber komisch.
Wahrscheinlich wollte er sie eh nur verarschen und das hatte sie beim besten Willen nicht nötig. Der Typ sah doch irgendwie gruselig aus und seine Persönlichkeit brachte einen echt zum nachdenken. Freya stand prompt auf und sah dem beleidigten Wasser-Irgendwas beim Schmollen zu.
"...Ich schwimm jetzt mal... m-man sieht sich...", verabschiedete sich Freya und fügte klammheimlich ein "hoffentlich nicht mehr." hinzu, doch das hörte Yun höchstwahrscheinlich nicht.

Ernsthaft gekränkt schwamm der Junge ein Stück weiter.
Mit finsterem Gesichtsausdruck ließ er sich auf einen Stein sinken und bemerkte nicht die kräftigen Arme, die ihn packten.
"Hab ich dich!", ertönte eine tiefe Stimme hinter ihm und er wirbelte erschrocken herum.
Er starrte die vier Sirenenjungen wütend an.
Sie waren ein Stück größer als er und grinsten ihn herausfordernd an.
"Yun, mein kleiner Lieblingscousin...", rief der Größte der Jungen sarkastisch und strubbelte ihm durch die Haare.
"Lang nicht mehr gesehen..."
Yun machte einen Schritt zurück und 'richtete' wütend seine Haare.
"Lass mich in Ruhe, Dakota. Schwimm einfach weiter."
Er drehte sich weg und wollte einfach wegschwimmen, doch er wurde an der Schulter gepackt und wieder herum gedreht.
Im nächsten Moment hatte er eine Faust im Gesicht und landete auf dem Boden.
"Meinst du, ich hab vergessen, dass du dich über mich lustig gemacht hast, Knirps?" Er kniff die Augen zusammen.
"Du hast mich blamiert..."