Terasse des Schlosses

Elion stieg die Treppen hinauf bis zu einer runden Plattform, die mitten auf dem Schloss war. Er wusste nicht ob Kyoko ihm folgte, war ihm gerade auch egal. Hauptsache er bekam frische Luft! Hier oben befanden sich zurzeit keine Vampire. Wenn doch, hätte Elion sie erstmal verscheucht. Er lehnte sich an eines der Geländer und sah in den Wald hinein. Der Wind blies ihm durch die Struwelmähne und erzeugte eine angenehme Atmosphäre.

Kyoko seufzte und atmete die frische Luft genüsslich ein.
Dann starrte er mit müdemBlick in den Wald.
Er dachte an die Zeit, die er mit seinem Großvater bei der Vampirjagt verbracht hatte. Er dachte an die panische Angst, die gehabt hatte, als er von den Vampiren umzingelt wurde.
Und er hatte nur eine normale Pistole gehabt, die nichts bewirken konnte. Mal abgesehen davon, dass er damit noch gar nicht umgehen konnte.
Sein Blick wurde trüb und er schluckte.

Elion sog die kühle Luft förmlich ein und schloss für ein Weilchen die Augen. Er musste grad erstmal verarbeiten was da eben passiert ist. Es war einfach zu viel auf einmal. Und dieser Drang, der Drang Kyoko nah an sich zu spüren und ihn einfach zu nehmen, er war weg. Seufzend sah Elion wieder auf den Wald hinaus. "...Lass uns das von eben einfach vergessen...", flüsterte Elion bedrückt.

Kyoko nickte, auch wenn er sich nicht sicher war, welcher Teil gemeint war, der Kuss und der Sex, oder der Teil, in dem er ausgerastet war.
Tief in seinem Inneren hoffte der Jäger, dass der zweite Teil gemeint war.
Schon jetzt vermisste er die Nähe und das warme Gefühl in seinem Herzen.
Erneute Leere erfüllte ihn.
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann...", gab Kyoko nach einiger Zeit zu.

"Du weißt welches von beiden ich meine?", fragte Elion vorsichtig und drehte den Kopf von kyoko weg. Das war einfach nicht richtig gewesen, auch wenn es sich unglaublich gut angefühlt hatte. Elion war Elion! Und Elion wusste nicht was Liebe ist, da er ein verdammt hartes Leben gehabt hatte. Außerdem war Kyoko ein Vampirjäger und anscheinend hatte er wirklich so seine Macken. Und trotzdem wollte dieses seltsame Gefühl nicht verschwinden.

"Ich glaube schon...." Eine merkwürdige Trauer breitete sich in ihm auf und er hatte einen Kloß im Hals.
Er fing doch jetzt nicht etwa an zu heulen?!
Schnell drehte er den Kopf weg und starrte in das wilde Gewirr von Tannen und alten Eichen.
Das alte Gefühl der Leere tauchte wieder auf.

8Hab im Hintergrund Näiden Tähtien Alla gehört xDD schön traurig xD)
Elion spürte, wie er Kyoko damit verletzte. Er wollte ihm nicht wehtun, schließlich hatte er doch im Prinzip damit angefangen. Aber was war das? Weinte er etwa? Elion seufzte leise. Da war dieses Gefühl wieder. Der Drang nach Nähe, ihn einfach an sich zu drücken. Und seine Gefühle leiteten ihn auch jetzt dazu, eine Hand auf Kyokos Schulter zu legen und ihn traurig anzusehen.
"Tut mir leid..." Was dieses "Tut mir leid" zu bedeuten hatte, wusste selbst Elion noch nicht. Ob es ein "Tut mir leid, das hätte alles nicht passieren dürfen. Lass uns aufhören!" oder ein "Tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen." war stand noch in den Sternen.

Kyoko schluckte und seine Hände begannen zu zittern.
Hör auf zu heulen, du Schwächling! Du kleines Stück Scheiße...
Kyoko riss die Augen auf und kniff sie sofort wieder zu.
Was ist los.... Schiss?
Kyoko hielt sich stöhnend die Ohren zu und fing an zu zittern, als die diabolische Stimme erneut ertönte.
Ja, ich bin immer noch da.... So schnell wirst du mich nicht los...
"Aah!" Mit zusammengekniffenen Augen fiel er auf die Knie.

"K-Kyoko?!" Elion beugte sich erschrocken zu ihm runter.
"Was ist los?", fragte er ruhig und sah ihm in die ziemlich verzerrt aussehenden Augen. War es etwa schonwieder da? Das würde nicht gut enden. Elion stand auf und machte sich bereit auf das was jetzt kommen würde.

Kyoko hockte mit zitternden Schultern auf dem Boden.
Vorsichtig nahm er die Hände von den Ohren und blickte wie erstarrt ins Leere.
Etwas wackelig richtete er sich auf und ballte die Hand zu einer Faust.
"E-Es ist noch da..."

"Mh...", gab Elion von sich und verengte die Augen zu Schlitzen.
Wie er gedacht hatte. Ganz würde der innere Vampir vielleicht nie verschwinden. "Was soll ich tun?", fragte Elion ernst und durchbohrte Kyoko quasi mit seinem Blick.

"Ich weiß es nicht."
Kyoko verkrampfte und zog die Schultern nach oben.
"Es spricht mit mir..."
Flehend schaute er dem Vampir in die Augen.
"Ich weiß nicht, was ich tun soll, damit das endlich aufhört!"

Elion sah nachdenklich in den Wald. In so einer Situation sollte man ruhig bleiben und sich eine Lösung ausdenken. Nur was konnte er tun um die Qualen des anderen zu stoppen. Nochmal von seinem Blut trinken lassen? Ob das so eine gute Idee war...

"Irgendwann werde ich Menschen töten... Aus Langeweile... Ich werde zu dem werden, was ich so verachte!" Er stützte sich auf dem Balkon ab und starrte zu Boden.
"Ich werde eine Gefahr für alle Lebewesen sein... Am Besten ... Am Besten wäre es, wenn du mich ausschaltest...."
Er ballte wieder die Hände zu Fäusten und versuchte, sein Zittern zu unterdrücken.
"Ich habe sogar dich angefallen..."

Elion grinste bei dem letzten Satz.
"Sogar mich?", fragte er leicht amüsiert.
Naja, das war jetzt nicht der richtige Moment um über so etwas nachzudenken.
"Ich werde dich erst dann ausschalten wenn es unbedingt sein muss.", erklärte Elion mit finsterem Gesicht.

Kyoko schwieg.
Vielleicht würde er es irgendwie schaffen, sich das Genick zu brechen, wenn er von dem Balkon hinabsprang, aber das bezweifelte er.
Er kniff die Augen ein bisschen zusammen und starrte in die Dunkelheit.

"Kyoko.." Elion sah Kyoko fragend an. Hoffentlich kam er nicht auf falsche Ideen. "Das wird schon wieder.", versuchte Elion ihn aufzumuntern. Darin war er noch nie gut gewesen. Würde er jetzt etwas einfühlsamer und sensibler sein, würde Kyoko das mit Sicherheit aufheitern. Aber er konnte nicht...

Traurig sah er ihm in die Augen.
"Wenn du das sagst..." Er lächelte kläglich.
Plötzlich wurde Kyoko klar, dass sein Herz wie verrückt klopfte.
Er drehte sich nun ganz um und schaute ihn etwas merkwürdig an.
Wieso pochte sein Herz nur wieder so?

Was war denn jetzt los? Wieso starrte er ihn so an? Und wieso stand Elion unglaublich darauf? Und wieso verdammt hatte er jetzt wieder den Drang Kyoko einfach zu nehmen und alles mögliche mit ihm anzustellen? Er schloss leicht genervt die Augen und versuchte seine Gelüste etwas zu zügeln. "Ja, wird schon...", wiederholte er matt.

Kyoko lächelte leicht und nahm seinen Hut ab.
Das Tuch war ihm schon lange vom Mund gerutscht.
"W-Was ist eigentlich mit dem Jungen?", fragte er.

"Wurde von der alten Frau aufgenommen.", erklärte Elion. Das Kyoko vom Thema abschweifte paste ihm ganz gut.
"Er wird hier wohnen!", sagte der Vampir mit unfreundlicher Stimme. Schließlich hatte Kyoko ihn töten wollen. Das würde jetzt nicht mehr passieren!

"Aha.", sagte Kyoko schlicht und legte den Kopf in den Nacken. Diese Situatin brachte ihn um den Verstand.
Enerseits klopfte sein Herz, wenn er Elion ansah, andererseits ging ihm dieses sinnlose und punktlose Gespräch auf die Nerven.

"Ruh dich lieber aus. Du siehst schlecht aus." Ja, das sah er wirklich. Elion näherte sich dem anderen ein wenig und sah ihn einfach nur an. Sonst nichts.
Langweiliges Gespräch. Aber was sollte man machen? Elion konnte nicht schon wieder unkontrolliert über ihn herfallen. Obwohl, das letzte mal wurde ja nicht "zu Ende geführt".

Kyoko schluckte bei seinem Blick.
Plötzlich begann sein Körper an gewissen Stellen zu kribbeln. Schnell wendete er sich weg und murmelte: "Ja. Du hast Recht. Aber du siehst auch nicht besonders gut aus..."
Er räusperte sich nervös.

"Was ist los?", fragte Elion ganz direkt. Es stimmte etwas nicht mit dem anderen. Er benahm sich total anders. Wie ein Kleinkind.
Er hoffte, es waren nicht die Gründe, die Elion die ganze Zeit schon vermutete. Nämlich Gefühle.